15. August 2022  |  Press release

Anabolika vom Schwarzmarkt – drei Viertel aller Produkte gefälscht und mit Risiken für die Gesundheit

Der grösste Teil des Konsums von Anabolika liegt ausserhalb des Spitzensports und soll im Bereich des Krafttrainings für eine zügige Zunahme von Muskelmasse sorgen. Die verwendeten Produkte werden zumeist auf dem Schwarzmarkt im Internet besorgt, was nicht ohne Risiken bleibt. Die Arud hat eine Untersuchung bestehender Fachliteratur zur Qualität und Quantität der verwendeten Inhaltsstoffe durchgeführt. Es zeigt sich, dass etwa 75% der Ware gefälschte Wirkstoffe oder eine Über- oder Unterdosierung enthält.

Sport ist gesund. Doping nicht. Und doch konsumieren in der Schweiz geschätzt mehr als 200.000 Menschen im Verlauf ihres Lebens Anabolika. Der Einsatz von Anabolika ist vor allem ausserhalb des Spitzensports in der Fitness- und Bodybuildingszene verbreitet und wird zur Förderung der Zunahme von Muskelmasse eingesetzt. Für mehr Muskeln gehen viele ein hohes gesundheitliches Risiko ein. Dabei werden die verwendeten Substanzen oft auf dem Schwarzmarkt im Internet oder bei Dealern besorgt und in teilweise hohen Dosen zugeführt. Der Schwarzmarkt von Anabolika in der Schweiz weisst gemäss abgefangener Sendungen durch den Schweizer Zoll auf ein Multimillionen Franken Geschäft hin.

Besorgniserregende Studienresultate

Im Rahmen einer systematischen Untersuchung bestehender Fachliteratur hat die Arud die Qualität und Quantität der Inhaltsstoffe von auf dem Schwarzmarkt bezogener Anabolika-Produkte untersucht. Die Studienresultate enthalten die Analysen von 5’413 Proben, die in 19 verschiedenen Studien untersucht wurden. Dabei zeigten sich bei 36% der Ware gefälschte Wirkstoffe und bei zusätzlichen 37% eine Unter- oder Überdosierung.

«Die Medikamente enthielten entweder keinen aktiven Wirkstoff, einen anderen als den angegebenen Wirkstoff oder eine andere Menge als angegeben. Teilweise wurden auch weitere, nicht deklarierte Wirkstoffe gefunden.», so Studienleiter Raphael Magnolini.

Diese Erkenntnisse sind einerseits für aktuell Anabolika konsumierende Personen, andererseits für künftige Präventions- und Versorgungsangebote von erheblicher Bedeutung. Es drohen neben einer Überdosierungen auch unerwünschte Effekte von beigemischten Wirkstoffen.

Gesundheitliche Folgen

Eine Grosszahl der Anabolikakonsumenten befindet sich nicht in medizinischer Kontrolle, obwohl die Nebenwirkungen von Anabolika vielfältig und gravierend sind. Neben der besorgniserregenden Zusammensetzung der Inhaltsstoffe, können die Substanzen zusätzlich mikrobiologisch kontaminiert sein, was bei einer Injektion mit einem erheblichen Infektionsrisiko einhergeht.

Philip Bruggmann, Co-Chefarzt Innere Medizin bei der Arud: «Der Gebrauch von hochdosierten Anabolika über einen längeren Zeitraum kann zu Herzproblemen, Unfruchtbarkeit sowie dem Wachstum der Brustdrüsen führen. Er stellt ausserdem ein Risiko für diverse Krebserkrankungen dar und führt darüber hinaus zu psychischen Erkrankungen und zu einer Entwicklung eines problematischen Substanzkonsum».

Ein Absetzen von anabolen Steroiden kann zu akuten Entzugserscheinungen mit markanten Absetzphänomenen führen, weshalb dies unter medizinischer Begleitung erfolgen sollte.

Die Arud prüft eine Erweiterung ihres Angebotes

Ein Drug-Checking, wie es das für psychoaktive Substanzen gibt, existiert noch nicht. Medizinische Versorgungstellen, die das nötige Knowhow für eine solide Beratung und Betreuung aufweisen und bei denen Anabolika-User vorurteilsfrei begegnet wird, sind bisher rar. Die Arud prüft deshalb aktuell, ihr Angebot für Konsumenten von Anabolika zu öffnen und mit ihren Spezialisten aus unterschiedlichen Fachbereichen zur Verbesserung der psychischen und körperlichen Gesundheit zur Seite zu stehen.

For information

Prof. Dr. med. Philip Bruggmann
Co-Head of General Internal Medicine 058 360 50 00 mail arud@arud.ch
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