Führt PrEP zu einem Anstieg von Hepatitis C unter schwulen und bisexuellen Männern?
Die HIV-Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) hat das Potenzial, die HIV-Übertragungen massgeblich einzuschränken. Eine medizinische Begleitung ist aber entscheidend, damit nicht andere sexuell übertragbare Krankheiten im Schatten von PreP zunehmen.
Ein Kommentar von Benjamin Hampel, ärztlicher Co-Leiter des Checkpoint Zürich, zu einer neuen Studie aus Holland.
Der Hauptübertragungsweg von Hepatitis C war lange Zeit die Blutbahn, zum Beispiel bei Bluttransfusionen oder beim Teilen von Nadeln beim intravenösem Substanzkonsum wie Heroin, Kokain oder Methamphetaminen.
Hepatitis C auch sexuell übertragbar
Seit rund zehn Jahren lässt sich jedoch ein Anstieg von Hepatitis C unter schwulen und bisexuellen Männern, die mit HIV leben, beobachten – auch in der Schweiz. Nur wenige von ihnen weisen ein Ansteckungsrisiko durch intravenösen Substanzkonsum auf; sie haben in der Regel aber wechselnde Sexualpartner. Weitere Forschungsergebnisse bestätigten dabei die Vermutung, dass es durchaus auch eine sexuelle Übertragung von Hepatitis C gibt, vor allem beim Analverkehr.
Aus anderen Ländern häufen sich nun jedoch Berichte, die einen Anstieg von Hepatitis C auch bei schwulen Männern ohne HIV beobachten. Hier betrifft es vor allem die Gruppe derer, die die sogenannte HIV-Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) einnehmen. PrEP ist ein Medikament, das sehr effektiv gegen eine HIV-Infektion schützt, so dass die meisten Anwender der PrEP bei Anal-und Vaginalverkehr kein Kondom benutzen. Es besteht daher die Befürchtung, dass es zu einer erneuten Welle an Hepatitis C unter Schwulen und bisexuellen Männern kommt.
In der Schweiz kein Anstieg von Hepatitis C unter PrEP-Anwendern
In der Schweiz sehen wir einen solchen Anstieg bisher nicht. Die PrEP wird auch hierzulande zunehmend beliebter unter Männern, die Sex mit Männern haben (MSM). Der Checkpoint Zürich ist schweizweit das grösste Gesundheitszentrum für MSM und betreut über 700 Personen, die PrEP anwenden. Seit April 2019 ist er zudem Studienzentrum der SwissPrEPared-Studie der Universität Zürich, welche die Entwicklung der PrEP in der Schweiz erforscht. Im Rahmen dieser Studie wurde bisher kein Anstieg von Hepatitis C unter PrEP-Anwendern beobachtet. Dies mag unter anderem auch an der gross angelegten HCVree-Studie des Universitätsspitals Zürich liegen: In dieser Studie wurden mehr als 90 Prozent der homo- und bisexuellen Männer, die sowohl eine HIV- als auch eine Hepatitis-C-Infektion haben, geheilt. Damit wurde das Risiko für andere Männer, sich in der Schweiz beim Sexualverkehr mit Hepatitis C zu infizieren, massiv gesenkt.
Dank regelmässigen Kontrollen Rückgang von sexuell übertragbaren Infektionen
Personen, die PrEP anwenden, erhalten zudem alle drei Monate eine Kontrolle auf Hepatitis C und die häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. In anderen Ländern konnte dank diesem frühzeitigen Erkennen und Behandeln bereits ein Rückgang von sexuell übertragbaren Infektionen wie Gonokokken oder Syphilis gezeigt werden. In einigen der ausländischen Berichte wurde die Hepatitis-C-Infektion bereits vor Beginn der PrEP diagnostiziert. Gerade in diesem regelmässigen Testen von Personen mit erhöhtem Risiko liegt somit eine Chance, Hepatitis C bei Risikopersonen früher zu erkennen und zu behandeln – und keine Bedrohung.
Bessere Prävention und Aufklärung in Bezug auf risikoarmen Konsum
Die SwissPrEPared-Studie erhebt zudem auch andere Risikofaktoren. Bezüglich Hepatitis C ist hier vor allem der intravenöse und nasale Substanzkonsum wichtig: Weist eine Person ein entsprechendes Risiko auf, kann sie direkt bei der PrEP-Beratung über Risikoreduktion aufgeklärt werden. Es handelt sich hierbei vielfach um Informationen, zu denen viele Leute weiterhin keinen Zugang haben oder sich schlicht nicht getrauen, danach zu fragen. Im Checkpoint Zürich werden ausserdem auch Utensilien für einen risikoarmen Konsum abgegeben – ein weiterer Benefit der PrEP-Kontrollen.
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