Geschichte

Seit der Gründung im November 1991 setzt sich die Arud für Menschen ein, deren Suchtverhalten problematisch ist. Angebot und Tätigkeitsfeld wurden seit den Anfängen kontinuierlich ausgebaut und etabliert. Heute ist die Arud in der Schweiz eine der führenden Institutionen im Bereich der Suchtmedizin. Mit ihrer Arbeit hat sie die Schweizer Suchtpolitik entscheidend mitgeprägt.


(Fotografie des Header-Bildes: Gertrud Vogler)

1991

Erste Hilfe auf dem Platzspitz

Am 30. November gründen engagierte Ärzte und Fachleute die Arbeitsgemeinschaft für risikoarmen Umgang mit Drogen – kurz ARUD. Die Gründung erfolgt wenige Wochen, bevor im Februar 1992 der Zürcher Platzspitz, die damals weltweit grösste offene Drogenszene, von den Behörden überstürzt geschlossen wird.

Das Ziel der Arud: Mit medizinischen Massnahmen soll der repressiven Drogenpolitik entgegengetreten werden, um eine weitere Verelendung der Betroffenen zu verhindern.

Die 1980er- und 1990er-Jahre markieren einen Wendepunkt und Aufbruch in der Schweizer Drogenpolitik: Wichtige Entwicklungen werden nicht mehr vom Gesetzgeber vorangetrieben, sondern von Praktikern – unter ihnen die Arud.

(Foto: Gertrud Vogler)



Weiterführende Informationen:

1992

Erste niedrigschwellige methadongestützte Behandlung

Mit der Eröffnung des Zentrums Aussersihl (ehemals Poliklinik Zokl1) erhält die Schweiz im März ihre erste niedrigschwellige Institution, die für Heroinabhängige eine methadongestützte Behandlung anbietet.

Zu der Zeit sind die behördlichen Auflagen zur Methadonabgabe noch äusserst einschränkend – ungeeignet für die Anforderungen der aktuellen Situation, wie die Arud kritisiert. Mit dem Angebot der niedrigschwelligen Behandlung setzt sie sich dagegen zur Wehr. Das damals noch umstrittene Vorgehen wird von vielen Hausärzten unterstützt.

Bereits im ersten Jahr begeben sich 700 schwerstabhängige Personen bei der Arud in Behandlung. Wichtiges Hilfsmittel bei der Behandlung ist eine selbst entwickelte computerkontrollierte Methadonabgabe.

1996 wird die niedrigschwellige Methadonbehandlung im Kanton Zürich schliesslich legalisiert.



Weiterführende Informationen:

1994

Start der heroingestützten Behandlung als wissenschaftliches Projekt

Im Januar wird ein zweiter Ableger gegründet: das Zentrum Stampfenbach (ehemals Zokl2). Dort werden erstmals heroingestützte Behandlungen (HeGeBe) durchgeführt – zunächst im Rahmen eines wissenschaftlichen Projekts («PROVE»), da noch keine gesetzliche Grundlage besteht.

Die Initiative für dieses Vorhaben geht vom Arzt André Seidenberg aus, dem Mitbegründer der Arud. Schon seit 10 Jahren engagiert er sich in Fachkreisen, Politik und Öffentlichkeit für die medizinische Abgabe von Heroin und weiteren Opioiden wie Methadon oder Morphin an Schwerstabhängige. 17 weitere Behandlungsstellen sind Teil dieser von Ruth Dreifuss, der damaligen Gesundheitsministerin, lancierten und anfänglich auf drei Jahre ausgelegten wissenschaftlichen Untersuchung zur opioidgestützten Behandlung. Mit der HeGeBe nimmt die Schweiz weltweit eine Pionierrolle ein.

Die Auswertung des Projekts zeigt: Dank der HeGeBe verbessern sich die Überlebenschancen und der generelle Gesundheitszustand von schwerstabhängigen Personen, es kommt zu weniger Neuansteckungen mit Infektionskrankheiten und die Beschaffungskriminalität nimmt ab.

2008 wird die HeGeBe mit der Revision des Betäubungsmittelgesetzes gesetzlich verankert und in die Grundversicherung der Krankenkassen aufgenommen.

(Foto: Gertrud Vogler)



Weiterführende Informationen:

1995

Einrichtung einer eigenen Forschungsabteilung

Die Arud richtet eine eigene Evaluations- und Forschungsabteilung ein, um die in den Behandlungen erhobenen Daten systematisch auswerten zu können. Damit trägt sie zur Qualitätssicherung und Weiterentwicklung einer wissenschaftlich fundierten, innovativen Angebotspalette bei.

So engagiert sich die Arud beispielsweise für eine Erweiterung des Spektrums an verfügbaren Opioid-Agonisten zur Behandlung der Opiatabhängigkeit, um jedem Betroffenen eine für ihn passende Therapie anbieten zu können. Dazu hat sich die Arud an diversen Studien und Untersuchungen beteiligt, um das Verständnis für eine individualisierte Opioid-Agonisten-Behandlung zu fördern. Die 2007–2011 in der Schweiz und in Deutschland durchgeführte Zulassungsstudie für retardiertes orales Morphin zum Beispiel wurde von der Arud initiiert und mit ihrer massgeblichen Beteiligung durchgeführt.

Im Hepatitis-C-Bereich hat die Arud mit ihren Forschungsarbeiten zu einem Paradigmenwechsel beigetragen: Bis vor gut 10 Jahren wurde in nationalen und internationalen Richtlinien von der Hepatitis-C-Behandlung von Drogenkonsumierenden abgeraten. Studien – unter anderem aus der Schweiz unter der Führung der Arud – konnten zeigen, dass dies wissenschaftlich nicht haltbar ist. Heute wird in den Hepatitis-C-Guidelines der Behandlung von Drogenkonsumierenden besondere Priorität beigemessen.

Eine besondere Rolle kommt der Forschung auch im politischen Prozess zu: Unabhängige wissenschaftliche Studien tragen wesentlich zur evidenzbasierten Politikformulierung bei. Die heroin- und opioidgestützten Behandlungen werden seit ihrer Einführung kontinuierlich evaluiert, wodurch der Nutzen für die Betroffenen, aber auch für die Gesellschaft als Ganzes, klar aufgezeigt werden kann – und damit die Stimmbevölkerung überzeugte. Eindrücklich belegt wird dies 2008 bei der Abstimmung zur Revision des Betäubungsmittelgesetzes, bei der sich 68 Prozent für die gesetzliche Verankerung der heroingestützten Behandlung (HeGeBe) aussprechen.

1997

Deutliche Ablehnung der Initiative «Jugend ohne Drogen»

1997 gelangt die Volksinitiative «Jugend ohne Drogen» zur Abstimmung. Sie hat zum Ziel, die praktischen Entwicklungen der letzten Jahre zu stoppen – und rückgängig zu machen. Die Initianten – Abstinenzbefürworter mit Verbindungen zur SVP – haben es dabei insbesondere auf die heroingestützte Behandlung (HeGeBe) abgesehen, die nach ihrem Willen abgeschafft werden soll.

Die Arud engagiert sich intensiv im Abstimmungskampf und koordiniert als Vorstandsmitglied der Nationalen Arbeitsgemeinschaft Suchtpolitik (NAS-CPA) den Abstimmungskampf im Kanton Zürich. Arud-Mitarbeitende nehmen an zahlreichen Podiums-Veranstaltungen und Medienanlässen teil, um die Öffentlichkeit über die Bedeutung der HeGeBe zu informieren und aufzuzeigen, wie wichtig deren Weiterführung ist.

Der grosse Einsatz wird belohnt: 70 Prozent der Stimmbevölkerung lehnen die Initiative ab.

1999

Hepatitis-C-Epidemie: Die Arud schlägt Alarm

Die Arud vermeldet die alarmierende Ausbreitung von Hepatitis C unter Drogenabhängigen: Gegen 90 Prozent der intravenös Drogenkonsumierenden sind Hepatitis-C-positiv. Erstmals entdeckt wurde das Virus 1989. Es wird vorwiegend durch die Verwendung von infiziertem Injektionsmaterial übertragen.

Schon früh hat die Arud damit begonnen, Konsumierende für die Ansteckungsrisiken zu sensibilisieren und behandelt Betroffene auf Studienbasis. Auf nationaler Ebene setzt sie sich für eine Verbesserung der therapeutischen Massnahmen ein – als Teil einer Hepatitis-C-Kohorte, die vom Schweizerischen Nationalfonds getragen wird. Der Arud fällt dabei eine besondere Ehre zu: Als erstes nicht universitäres Zentrum ist sie an dieser Untersuchung beteiligt.



Weiterführende Informationen:

2000

Lancierung einer Stopp-Hepatitis-C-Kampagne

Die Stadt und der Kanton Zürich lancieren auf Druck der Arud eine breit angelegte Hepatitis-C-Aufklärungskampagne. Die Kampagne wird später auch vom Bundesamt für Gesundheit übernommen.

Als Reaktion auf die im letzten Jahr bekannt gemachten Erkenntnisse zur alarmierenden Ausbreitung von Hepatitis C unter Drogenabhängigen wird eine Multicenter-Studie für die Behandlung von Hepatitis C mit Interferon und Ribavirin initiiert.

2001

Buprenorphin neu als Arzneimittel für die opioidgestützte Behandlung zugelassen

Für die Behandlung der Opioidabhängigkeit waren bislang lediglich zwei Opioide zugelassen: einerseits das Medikament Methadon, andererseits das nur unter hohen Auflagen einsetzbare Heroin. Das Angebot darf nun um das Opioid Buprenorphin (Subutex®) erweitert werden. Dadurch kann die Behandlung besser auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt werden – denn die Verträglichkeit gegenüber den verschiedenen Opioiden variiert von Person zu Person.

Die Arud ist unter den ersten Institutionen, die Buprenorphin nach der Zulassung gezielt einsetzen und im Rahmen einer Anwendungsstudie evaluieren.

2002

Neuer Standort in Horgen

Die Arud erhält ein weiteres Zentrum: Der Zweckverband «Stiftung für Integration und Prävention» (SIP Horgen) übergibt die Trägerschaft des Zentrums Horgen (ehemals DBB – Poliklinik für Diagnostik, Behandlung, Beratung) an die Arud.

Gegründet worden ist die Poliklinik DBB im Jahr 1995. Anlass dafür war die Auflösung der offenen Drogenszene in Zürich und die damit einhergehende Rückführung von schwerstabhängigen Drogensüchtigen in deren Wohngemeinden. Um den Betroffenen eine adäquate Behandlung bieten zu können, erteilten die zuständigen Behörden des Bezirks Horgen der SIP den Auftrag, eine Poliklinik für heroin- und methadongestützte Behandlung zu eröffnen. Die Planung dazu erfolgte mit fachlicher Unterstützung der Arud.

Sechs Jahre später beschliesst die SIP, sich fortan auf ihr Kerngeschäft der sozialpädagogischen Projekte zu konzentrieren. Mit dem Wechsel von der sozialpädagogischen zur medizinischen Trägerschaft erfolgt ein grosser Zuwachs an medizinischem und suchtspezifischem Know-how und Austausch.

2003

Neuer Empfang fürs Zentrum Aussersihl

Nach über zehn Jahren seit der Eröffnung im Jahr 1992 erhält das Zentrum Aussersihl einen neuen Abgabeschalter sowie Empfangs- und Aufenthaltsbereich. Dank der Neuerungen können die Abläufe effizienter und ergonomischer gestaltet werden und den Patientinnen und Patienten steht mehr Platz zur Verfügung. Zudem fördert der erfolgte Umbau auch eine angenehmere räumliche Atmosphäre. An der Sihlhallenstrasse werden zusätzliche Therapieräume optimal ausgebaut und bezogen.

2004

Umzug des Zentrums Horgen

Das Zentrum Horgen (ehemals Poliklinik DBB) zieht im Dezember um: Mit der Liegenschaft an der Seestrasse wird ein Standort gefunden, der zentral gelegen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln bequem erreichbar ist. Die neue Raumaufteilung ermöglicht moderne, funktionale, patienten- und mitarbeitergerechte Räume.

Abstimmungserfolg zur Weiterführung der heroingestützten Behandlung

Mit grossem Erfolg engagiert sich die Arud in der Zürcher Abstimmungskampagne zur Weiterführung der Polikliniken für heroingestützte Behandlungen (HeGeBe): 75,1 Prozent stimmen der Vorlage im September zu. Damit kann die HeGeBe in der Stadt Zürich zwar erstmals unbefristet weitergeführt werden, ist unter Bundesgesetz aber weiterhin nur provisorisch bewilligt.

Es wird noch vier weitere Jahre dauern, bis die HeGeBe mit der Annahme des revidierten Betäubungsmittelgesetzes im Jahr 2008 schliesslich definitiv zugelassen und gesetzlich verankert ist.

(Fotograf: Beat Jordi, ADP Architekten AG)

2005

Umzug der Geschäftsstelle

Die Arud plant ein neues Angebot, das sich an Konsumierende von Kokain, Cannabis und Partydrogen richtet. Dazu sind die aktuellen Räumlichkeiten der Geschäftsstelle, die gleich beim HB Zürich liegt, optimal geeignet. Für die Geschäftsstelle können bloss hundert Meter entfernt an der Konradstrasse 32 neue Lokalitäten gemietet werden. Der Umzug erfolgt im November.

Patienten aus dem Kanton Schwyz

Das Zentrum Horgen behandelt seit dem Herbst neu auch Patientinnen und Patienten aus dem Kanton Schwyz. Damit ermöglicht die Arud Patienten aus dem Kanton Schwyz Zugang zur dort nicht verfügbaren heroingestützten Behandlung.

2006

Neue Angebote und Kooperationen: GAIN, Checkpoint und DIZ

Die Arud lanciert eine Reihe von neuen Angeboten, die alle an der Konradstrasse 1 beim HB Zürich unter einem Dach versammelt werden. Dies schafft ideale Voraussetzungen für eine interdisziplinäre und unkomplizierte Zusammenarbeit.

GAIN

Mit dem im Januar gestarteten Programm GAIN (Gesundheitsangebot und Information) bietet die Arud Behandlungen an spezifisch bei Schwierigkeiten mit Kokain, Cannabis und Designerdrogen. Auch in Horgen wird die Angebotspalette entsprechend erweitert. Damit reagiert die Arud auf das veränderte Konsumverhalten in der Bevölkerung: Während die Zahl der Heroinkonsumierenden zurückgeht, ist der Konsum von psychotropen Substanzen wie Cannabis, Kokain oder Designerdrogen weit verbreitet – gerade auch in Zürich, wo sich jedes Wochenende tausende von Partygästen tummeln. Für einen kleinen, aber zunehmenden Teil der Gebraucher zieht dieser Substanzkonsum ernsthafte gesundheitliche oder soziale Probleme nach sich.

Checkpoint

Im Juni erfolgt die Eröffnung von Checkpoint, einem medizinischen Gesundheitszentrum für Männer, die Sex mit Männern haben. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit mit der Zürcher Aids-Hilfe (ZAH) werden Sprechstunden und Beratungen angeboten. Die Arud gewährleistet dabei die ärztliche Versorgung. Den Schwerpunkt bilden HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen (STI).

DIZ

Im September wird das Drogeninformationszentrum (DIZ) eröffnet, ein wichtiges Standbein der Schadensminderung: Gassenarbeiter des Sozialdepartements der Stadt Zürich beraten Partydrogen-Konsumierende und bieten Drug-Checkings an. Bei Bedarf ist eine direkte Terminvereinbarung für eine anschliessende Therapie im GAIN möglich.

2007

Multizenterstudie zur Anwendung von retardiertem Morphin in der Opioid-Agonisten-Therapie

Für die Behandlung der Opioidabhängigkeit sind in der Schweiz bis anhin neben dem nur unter hohen Auflagen und beschränkt zugänglichen Heroin ausschliesslich Methadon und Buprenorphin als Opioid-Agonisten (Substitutionsmittel) zugelassen. Dies erschwert eine differenzierte Auswahl des Medikaments bei der Therapie. Morphin, das sich klinisch vor allem in der Schmerztherapie bewährt hat, wird wegen der fehlenden Zulassung nur in Einzelfällen und im sogenannten «Off-Label Use» eingesetzt.

In der grössten multizentrischen Studie, die in diesem Bereich international bisher durchgeführt wurde, wird unter der Federführung der Arud gezeigt, dass für viele Patienten retardiertes Morphin eine wichtige und wirksame Alternative zu Methadon darstellt.

Die in dieser Studie gewonnenen Erkenntnisse führen schliesslich zur Zulassung von retardiertem Morphin für die Behandlung der Opioidabhängigkeit.

2008

Abstimmung zur Revision des Betäubungsmittelgesetzes

Im Herbst 2008 steht mit der Revision des Betäubungsmittelgesetzes (BetmG) eine für die Drogenpolitik der Schweiz wegweisende Abstimmung an. Als Bestandteil der Schadensminderung ist damit auch die gesetzliche Verankerung der heroingestützten Behandlung (HeGeBe) vorgesehen.

Die Arud engagiert sich stark im Abstimmungskampf: Sie organisiert im Kanton Zürich massgebend die Kampagne und ist auf nationaler Ebene argumentativ federführend.

Das Votum fällt deutlich aus: Schweizweit stimmen fast 70 Prozent für die Revision, in der Stadt Zürich annähernd 80 Prozent. Dies zeigt, dass ein kurzfristiges Engagement wichtig ist, aber auch, dass nach fünfzehn Jahren kontinuierlichem Einsatz für eine pragmatische Suchtpolitik der Kampagnen-Slogan «weils funktioniert» überzeugend und glaubwürdig ist.

Beginn der Zusammenarbeit mit der ada-zh

Unter den Folgen von problematischem Substanzkonsum leiden oft nicht nur die Konsumierenden selbst, sondern auch ihre Familien und Freunde. Um beiden Seiten gerecht zu werden und sie individuell unterstützen zu können, eröffnet die Arud mit der ada-zh (Angehörigenvereinigung Drogenabhängiger Zürich) eine Beratungsstelle.

Alle Kooperationsprojekte sowie das Zentrum Hauptbahnhof werden als «Gesundheitszentrum Konradstrasse 1» unter einem Dach vereint.

2009

Hepatitis-Symposium und Aufbau eines Hepatitis-Netzwerks

In Zürich findet das «1st International Symposium on Hepatitis Care in Substance Users» statt – organisiert von der Arud. In Vorträgen und Diskussionen wird der Frage nachgegangen, wie die zahlreichen Substanzabhängigen mit der chronischen Lebererkrankung Hepatitis C optimal behandelt werden können. Rund 200 Fachleute aus über 30 Nationen nehmen daran teil.

Das Symposium bildet den Grundstein für das INHSU-Netzwerk, das heute auf globaler Ebene die Spezialisten in der Hepatitis-Versorgung von Drogenkonsumierenden an jährlich stattfindenden Kongressen zusammenbringt, internationale Multizenterstudien koordiniert und sich für die Verbesserung der Versorgungssituation weltweit einsetzt.

Daneben baut die Arud ein regionales Netzwerk von Hepatitis-C-Versorgern auf: Mit Hepnet Zürich wird eine Plattform ins Leben gerufen, die vierteljährlich zu Treffen einlädt und den Teilnehmenden aus verschiedenen Berufsgruppen und Fachrichtungen Wissensvermittlung und fachlichen Austausch ermöglicht.

Spezialisiertes Angebot bei Alkoholabhängigkeit

Die Arud erweitert ihr Angebot: Personen mit Alkoholproblemen erhalten in den Zentren Hauptbahnhof und Horgen bedarfsgerechte und umfassende Unterstützung. Die Behandlung basiert auf einem akzeptierenden, zieloffenen und individualisierten therapeutischen Ansatz.

Das Spektrum reicht vom kontrollierten Konsum und von der Konsumreduktion über Abstinenz bis zur Rückfallprophylaxe; auch die Durchführung fachärztlich begleiteter ambulanter Entzugsbehandlungen gehört zum Angebot. Die Arud baut hierbei auf ihrer langjährigen Erfahrung in der Behandlung von komplexen Suchterkrankungen auf.

2010

Weltweit erstes Online-Selbsthilfeangebot für Kokain-Konsumierende

Gemeinsam mit dem Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung (ISGF) entwickelt die Arud «Snow Control», ein weltweit neuartiges therapeutisches Selbsthilfe-Instrument im Internet.

«Snow Control» bietet Menschen mit problematischem Kokainkonsum die Chance, sich anonym, ortsunabhängig und zeitlich flexibel mit ihrem Konsumverhalten auseinanderzusetzen. Das Ziel ist, Risikosituationen frühzeitig zu erkennen, mit Belastungen umgehen zu lernen und die eigenen Kontrollmechanismen zu verbessern. Dazu werden in acht Modulen häufige Probleme thematisiert und bewährte psychologische Strategien vertieft, die bei der Konsumreduktion helfen. Den Teilnehmenden werden ausserdem ein Konsumtagebuch und Informationen zu Kokain zur Verfügung gestellt.

2011

Neues Kommunikationskonzept

Seit ihren Anfängen ist die Arud kontinuierlich gewachsen und hat ihr Angebot laufend ausgebaut und den aktuellen Bedürfnissen angepasst. Früh hatte sie dabei die Bedeutung erkannt, zusätzliche psychische und körperliche, vor allem infektiologische, Erkrankungen medizinisch fundiert behandeln zu können.

Ein neues Kommunikationskonzept und Corporate Design trägt dem erweiterten und flexibilisierten Angebot Rechnung. Und auch die Namen werden angepasst: Aus der ARUD Zürich (Arbeitsgemeinschaft für risikoarmen Umgang mit Drogen) wird die Arud, Zentren für Suchtmedizin; aus den Polikliniken Zokl1, Zokl2, DBB und GAIN werden Zentrum Aussersihl, Zentrum Stampfenbach, Zentrum Horgen und Zentrum Hauptbahnhof.

Schnelltests für Hepatitis C

In Zusammenarbeit mit den städtischen Kontakt- und Anlaufstellen (K+As) startet die Arud ein Projekt, um Konsumierende vor Ort mit Schnelltests für Hepatitis C zu sensibilisieren. Dank einfacher Schnelldiagnostik, Beratungsgesprächen und Therapieangeboten erhalten Konsumierende eine unkomplizierte Vorsorgemöglichkeit gegen die Folgen einer Hepatitis-C-Erkrankung.

Das Projekt gewinnt 2012 den ersten Preis vom städtischen Gesundheitsnetzwerk 2025 und gehört inzwischen zum jährlichen Standardangebot in den städtischen K+As.

2012

Podiumsveranstaltung zur Zukunft der Schweizer Suchtpolitik

Gemeinsam mit dem Fachverband Sucht und der Global Commission on Drug Policy veranstaltet die Arud eine Podiumsdiskussion, um die Debatte wiederzubeleben, wie es mit der Suchtpolitik in der Schweiz weitergehen könnte und sollte. Der Anlass bildet den Beginn einer bis heute bestehenden Zusammenarbeit mit der Global Commission.

Gegründet worden ist die Global Commission im Jahr 2011 von ehemaligen Präsidenten lateinamerikanischer und europäischer Länder – unter ihnen Alt-Bundesrätin Ruth Dreifuss. Dreifuss setzte in den 1990er-Jahren als Gesundheitsministerin die richtungsweisende Vier-Säulen-Politik durch, bestehend aus Prävention, Therapie, Schadensminderung und Repression – ein Modell, das seither auch vom Ausland kopiert worden ist. Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern der Global Commission engagiert sie sich dafür, den weltweiten Drogenkrieg zu beenden, und setzt sich für einen Richtungswechsel in der globalen Drogenpolitik ein: für die Legalisierung und Regulierung von psychoaktiven Substanzen.

2013

Report zur globalen Hepatitis-C-Epidemie

Die Arud arbeitet massgeblich mit am Hepatitis-C-Report der Global Commission on Drug Policy, der 2013 veröffentlicht wird. Der Bericht zeigt auf: Die Drogenkriminalisierung und repressive Drogenpolitik leisten der Ausbreitung von Hepatitis C Vorschub und verhindern eine gute Versorgung und Prävention.

2014

Lancierung eines Grundlagenpapiers zur Marktregulierung

Die Arud ist mitbeteiligt an der Erarbeitung des Grundlagenpapiers der NAS-CPA zur Marktregulierung, das 2014 lanciert wird: Statt an der aktuellen, historisch bedingten Einteilung in legale und illegale Substanzen festzuhalten, wird eine Weiterentwicklung der Schweizer Suchtpolitik gefordert, bei der die tatsächliche Schädlichkeit einer Substanz berücksichtigt wird. Für jede psychoaktive Substanz soll ein Modell zum Einsatz kommen, das den Konsum nicht unnötig unterstützt und jene, die trotzdem konsumieren, nicht unnötig gefährdet. Ein Modell, das ausserdem Kinder und Jugendliche bestmöglich schützt und die Sicherheit im öffentlichen Raum am besten gewährleistet.

Denn das Papier zeigt klar auf: Schwarzmärkte, wie sie im Bereich der psychoaktiven Substanzen bestehen, stellen für Konsumierende und die Gesellschaft ein grösseres Schadenspotenzial dar als ein regulierter Markt.

Netzwerk für eine nationale Hepatitis-C-Strategie

Im Vergleich zu HIV findet Hepatitis C in der Öffentlichkeit und Politik wenig Beachtung. Chronische Hepatitis-Infektionen stellen jedoch ein akutes Problem der öffentlichen Gesundheit dar. Um eine bessere Versorgung für Menschen mit Hepatitis C zu erreichen, engagiert sich die Arud in einem Netzwerk für eine nationale Hepatitis-C-Strategie.

Das Ziel der Hepatitis-Strategie: die Aktivitäten aller Akteure im Bereich Hepatitis zu koordinieren und zielgerichtete Massnahmen zu ermöglichen, die den Betroffenen und der öffentlichen Gesundheit zu Gute kommen. Die Hepatitis-Strategie hat ausserdem eine ehrgeizige Vision: Bis 2030 sollen in der Schweiz Hepatitis B und C eliminiert sein.

Ein wichtiger Schritt dazu wird 2017 erreicht: Das BAG hebt die Medikamenten-Limitierung auf. Damit erhalten alle Hepatitis-C-Betroffenen Zugang zu den neuen hochwirksamen Medikamenten, nicht mehr nur diejenigen mit einem fortgeschrittenen Leberschaden. Gleichzeitig werden die Preise auf die teuren Hepatitis-C-Medikamente gesenkt.

2016

Konsumtagebuch-App

Der Behandlungsansatz der Arud ist nicht abstinenzorientiert, sondern zieloffen – Betroffene entscheiden selbst, welches Konsumziel sie anstreben: ob eine Konsumreduktion, -kontrolle oder den kompletten Verzicht. Das Führen eines Konsumtagebuchs ist dabei oft hilfreich, um realistische wöchentliche Konsumziele (maximale Tagesmenge, konsumfreie Tage) festzulegen.

Dazu lässt die Arud eine App entwickeln, mit der sich der Konsum von psychoaktiven Substanzen einfach erfassen lässt. Betroffene erhalten damit ein praktisches Hilfsmittel, um ihre Konsumziele zu formulieren sowie Veränderungsschritte planen und fortlaufend überprüfen zu können.

25-jähriges Jubiläum

Am 30. November feiert die Arud ihr 25-jähriges Jubiläum. Seit ihren Anfängen hat sie massgeblich zur Entwicklung der Vier-Säulen-Politik beigetragen und nahm mit ihr international eine Pionierrolle in der Suchtpolitik ein. Weitere Reformen haben es seither schwer; während andere Länder neue Wege im Umgang mit Suchtmitteln erproben, hat die Schweiz ihre Vorreiterrolle eingebüsst.

Die Arud zelebriert den Meilenstein ihres 25-jährigen Jubiläums daher mit Fakten und Forderungen an die Gesellschaft und Politik: Zehn Statements von Akteuren der Schweizer Suchtpolitik belegen eindrücklich, was die Arud geleistet hat – und wo sie weiterhin hartnäckig dranbleiben muss.

2017

Zusammenlegung der vier Stadtzürcher Standorte

Nach zum Teil 25 Jahren Betrieb sind die Einrichtungen in den drei Stadtzürcher Zentren in die Jahre gekommen: Raumaufteilung und Apparaturen entsprechen nicht mehr den aktuellen Bedürfnissen, die Zentren stossen an ihre Kapazitätsgrenzen und sind nicht rollstuhlgerecht. Zudem kann das interdisziplinäre Angebot nicht an allen Standorten gewährleistet werden.

Deshalb konzentriert die Arud ihre Kräfte neu auf zwei Standorte: Horgen und Zürich. Die drei Stadtzürcher Zentren sowie die Geschäftsstelle werden im Dezember an der Schützengasse 31 zusammengelegt – in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs.

Mit dem Umzug erhält die Arud auch grafisch ein neues Kleid: Das Corporate Design wird aufgefrischt und die Website überarbeitet.

2018

Unterstützung durch Peers im Hepatitis-C-Bereich

Mitte 2018 lanciert die Arud Forschung ein weiteres Pionierprojekt: Das «Arud Hepatitis-C-Peer-to-Peer-Projekt (Arud HCV P2P)».

Mit dem Projekt soll das Wissen zur Hepatitis-C-Prävention, die Testpraxis sowie die Therapietreue bei Personen mit aktivem oder ehemaligem Substanzkonsum verbessert werden.

Bei Menschen, die Drogen zu sich nehmen, besteht immer noch eine signifikante Lücke in der Hepatitis-C-Versorgung: Zum einen ist das Wissen über Hepatitis C bei den Konsumentinnen und Konsumenten oftmals unzureichend. Zum anderen ist die Testrate bei Drogenkonsumierenden insgesamt zu tief. Und von denjenigen mit einer chronischen Hepatitis C hat nur ein geringer Anteil überhaupt eine Behandlung begonnen.

Community-basierte Methoden bieten einen neuen Ansatz, um Betroffene auf Augenhöhe zu erreichen: Die Arud darf dabei auf 7 engagierte Peer-Workerinnen und -Worker zählen, die mit aufsuchender Arbeit an verschiedenen Szenetreffpunkten sowie in den beiden Arud-Standorten auf Menschen mit intravenösem Konsum zugehen, sie für das Thema Hepatitis C sensibilisieren und über die Behandlungsmöglichkeiten informieren.

Im Unterschied zu anderen Instrumenten mit ähnlichem Fokus arbeiten beim «Arud HCV P2P-Projekt» die Peers von der Planung über die Umsetzung bis zur Evaluation am Projekt mit.

2020

Dank Corona-Schutzmassnahmen sicher durch die Pandemie

Als die Corona-Pandemie im Februar 2020 ausbrach, passten wir Betrieb und Angebot der Ausnahmesituation an – jedoch möglichst ohne Einschränkungen bei der Betreuung und Versorgung unserer rund 2000 PatientInnen.

Als eine erste Massnahme wurde beim Eingang zum Medizinischen Schalter ein Container zum Testen aufgestellt, bei dem alle PatientInnen in OAT vor Betreten des Zentrums zu Corona-typischen Symptomen befragt wurden. Peer-Mitarbeitende massen zudem kontaktlos Fieber und verteilten Masken. Bei Verdacht auf eine Infektion wurde unmittelbar getestet.
Für alle PatientInnen und Mitarbeitenden galt in sämtlichen Räumlichkeiten Maskenpflicht.

Als weitere Schutzmassnahme lieferten Mitarbeitende, die durch die Corona-Pandemie weniger zu tun hatten, von März bis Juni Medikamente direkt nach Hause. Unser ärztliches Personal bot bei Bedarf ausserdem Hausbesuche an.

Um die Besucherfrequenzen insgesamt zu reduzieren und unsere PatientInnen so besser zu schützen, setzte sich die Arud gemeinsam mit weiteren OAT-Zentren beim BAG für verlängerte Mitgaben von Diaphin ein: Neu erhalten sie Diaphin-Mitgaben für bis zu 7 Tage statt wie bis anhin nur für 2 Tage. Von unseren TherapeutInnen werden sie dabei zu Hause per Telefon engmaschig begleitet.

Telefon
E-Mail
Formular
Feedback