31. Mai 2018  |  Aktuelles

Neue Studie bestätigt den herausragenden Erfolg der Schweizer HIV-Prävention

Die Schweiz hat auf die offenen Drogenszenen der 1980er- und 1990er-Jahre mit pragmatischen und höchst wirksamen Lösungen reagiert, um eine weitere Verelendung der Betroffenen zu verhindern und die grassierende Ausbreitung von Infektionskrankheiten wie HIV und Hepatitis einzudämmen. Zu den schadensmindernden und präventiven Massnahmen gehören die Abgabe von sterilen Spritzen und Nadeln, die Einrichtung von hygienischen Konsumräumen und die Etablierung der Opioid-Therapie (Substitution).

Aus diesem Ansatz entwickelte sich die heutige Vier-Säulen-Politik, bestehend aus Prävention, Schadensminderung, Therapie und Strafverfolgung. Die Arud, 1991 von engagierten Ärzten als Reaktion auf die damaligen, unhaltbaren Zustände gegründet, hat diese Entwicklung von Anfang an stark mitgeprägt.

Präventionspolitik höchst wirksam und kosteneffizient

In einer neuen Studie des Unispitals Zürich in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie wurde die Wirksamkeit der hiesigen HIV-Präventionspolitik bei intravenös drogenkonsumierenden Menschen nun umfassend analysiert. Die HIV-Kohortenstudie, an der auch die Arud beteiligt ist, sammelt seit 30 Jahren epidemiologische und klinische Daten von Menschen mit einer HIV-Infektion. Aus diesem Datensatz konnten die Forschenden mittels eines mathematischen Virus-Übertragungs-Modells konkret errechnen, wie viele Ansteckungen seit 1988 dank der präventiven Massnahmen verhindert worden sind.

Die Resultate sind eindeutig und eindrücklich: Über 15'000 zusätzliche HIV-Infektionen unter Drogenkonsumierenden und über 5'000 zusätzliche Aids-Todesfälle wurden verhindert. Die Präventionsmassnahmen haben dabei indirekt auch die Gesamtbevölkerung geschützt, indem mehr als 2'500 HIV-Infektionen verhindert wurden, die durch sexuellen Kontakt übertragen worden wären. Und auch finanziell zahlen sich die Präventionsmassnahmen aus: Die Summe der eingesparten Behandlungskosten beläuft sich allein in den letzten zehn Jahren auf beträchtliche 3.4 Milliarden Franken.

Dass Verbote und reine Repression nichts bringen, hat sich zu Platzspitz-Zeiten aufs Deutlichste gezeigt – mit fatalen Folgen: Hätte die Schweiz die Präventionsmassnahmen nämlich schon zwei Jahre früher umgesetzt, wären 1400 Menschen weniger gestorben. Auch das zeigt die Studie des Unispitals auf.

Weitere Fortschritte in der Suchtpolitik zwingend

Mit ihren schadensmindernden und präventiven Massnahmen wurde die Schweiz ein internationales Vorbild in der Suchtpolitik. Die hierzulande fast stagnierte HIV-Infektionsrate widerspiegelt den Erfolg dieser Politik eindrücklich. Im Gegensatz dazu zeigen die weiterhin fortschreitenden Zahlen von HIV-Infektionen und Aids-Todesfällen in osteuropäischen und asiatischen Ländern, wie verheerend die Ausbreitung des Virus bei fehlenden Präventionsmassnahmen verläuft.

Trotzdem: Die Schweiz darf sich nicht ausruhen. Denn nach wie vor dominiert auch in der Schweiz der repressive Ansatz in der Suchtpolitik: Rund 65 Prozent aller Ausgaben entfallen auf die Strafverfolgung (Polizei, Justiz, Strafanstalt), während insgesamt nur ein Drittel für Therapie (26 Prozent), Schadensminderung (5 Prozent) und Prävention (4 Prozent) aufgewendet wird.

Es ist an der Zeit, unseren Umgang mit psychoaktiven Substanzen grundsätzlich zu hinterfragen: Statt an der kostspieligen und unwirksamen Drogenverbotspolitik festzuhalten, sollten die Gesundheit und die Sicherheit der Bevölkerung in den Vordergrund gestellt werden. Dazu braucht es einerseits umfassendere Präventionsmassnahmen und Aufklärung – und andererseits eine staatliche Regulierung des Marktes von psychoaktiven Substanzen wie Cannabis, Kokain und Ecstasy. Denn solange die Herstellung und der Handel mit Drogen kriminellen Organisationen überlassen wird, solange leidet auch die öffentliche Sicherheit und Gesundheit. Mit einer Drogenregulierung hingegen könnten die schädlichen Auswirkungen des Schwarzmarkts vermieden werden – ein Gewinn sowohl für die Konsumierenden als auch für die Gesellschaft als Ganzes!

Telefon
E-Mail
Formular
Feedback