Studie: Anabolika-Sprechstunde in Hausarztpraxen?
Ist die medizinische Betreuung von Anabolika-Konsumenten in einer Hausarztpraxis mit spezifischem Know-how machbar und wird sie von den Freizeitsportlern akzeptiert? Mit dieser Frage beschäftigte sich eine Qualitätssicherungsstudie der Arud. Ziel war es, die bestehende Versorgung von Anabolika-Konsumenten zu verbessern und Herausforderungen bei der Umsetzung eines spezialisierten Angebots zu identifizieren.
Hintergrund
Der nicht-medizinische Gebrauch von anabolen androgenen Steroiden (AAS) aus ästhetischen und sportlichen Gründen ist ein weltweites Problem, insbesondere unter Männern im Freizeitsport. Trotz der gesundheitlichen Risiken gibt es kaum medizinische Versorgungsangebote für diese Zielgruppe.
Methodik
Von Juni bis Dezember 2023 wurde in der Arud eine spezialisierte Sprechstunde für AAS-Benutzer angeboten. 34 Patienten wurden behandelt und ihre Zufriedenheit mittels Net Promoter Score (NPS) und Customer Satisfaction Score (CSS) gemessen. Zusätzlich wurden gesundheitliche Effekte durch Labor- und psychometrische Untersuchungen dokumentiert.
Ergebnisse
Das Angebot wurde als machbar und mit hoher Akzeptanz bewertet, auch wenn Herausforderungen, insbesondere im rechtlichen Bereich, bestanden. Die Mehrheit der Patienten waren berufstätige Männer (∅ 38,5 Jahre) und die Hauptmotivation für den Gebrauch waren ästhetische Zwecke. Viele verwendeten AAS in komplexen Mustern mit Polypharmazie und Mischkonsum illegaler Substanzen. Die Beschaffung erfolgte fast ausschließlich über nichtmedizinische Quellen.
Gesundheitliche Nebenwirkungen traten bei 97 % auf, darunter kardiovaskuläre Probleme, hormonelle Dysbalancen und psychische Probleme. Während einige Nebenwirkungen leicht und möglicherweise vorübergehend waren, könnten andere erhebliche Langzeitfolgen haben. Obwohl viele Konsumenten unter Nebenwirkungen leiden, gibt es in der Schweiz nur wenige spezialisierte Kliniken (Arud, PZM Psychiatriezentrum Münsingen AG).
Die Zufriedenheit mit der medizinischen Betreuung war sehr hoch (CSS: 100%), ebenso die Bereitschaft, die Praxis weiterzuempfehlen (NPS: 100).
Fazit
Eine spezialisierte Versorgung von AAS-Konsumenten ist machbar und dringend notwendig. Gesetzliche Restriktionen behindern jedoch eine offene Arzt-Patienten-Kommunikation und erschweren die medizinische Versorgung. Eine Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen wird empfohlen, um diese Risikogruppe adäquat zu versorgen und gesundheitliche Langzeitfolgen zu reduzieren.
Auszeichnungen und Unterstützung
Mitfinanziert wurde das Pilotprojekt «Anabolika-Sprechstunde mit integrierter Versorgung» von der Fondation-Sana.ch. Im 2023 gewann das Projekt den Projektwettbewerb des Gesundheitsnetzes 2025.