20. Januar 2022  |  Aktuelles

Corona-Immunitas-Studie in der Arud

Hohes Risiko für schwere Covid-Verläufe bei OAT-Patient:innen

Patientinnen und Patienten in einer Opioid-Agonisten-Therapie (OAT) weisen im Falle einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus (Coronavirus) ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe auf. Dies aufgrund der häufigen Herz-Kreislauf- sowie Atemwegs-Erkrankungen, unter denen viele OAT-Patient:innen leiden. Zudem besteht nicht selten auch aufgrund der Lebensumstände ein erhöhtes Ansteckungsrisiko, da etliche OAT-Patient:innen in betreuten Einrichtungen unter beengten Platzverhältnissen wohnen und der gemeinsame Substanzkonsum zu Risikosituationen für eine Ansteckung führen kann.

Weitgehende Schutzvorkehrungen in Zürcher Einrichtungen

Um die Risikopopulation von Menschen in OAT vor einer Coronavirus-Ansteckung zu schützen, wurden in verschiedenen Versorgungseinrichtungen in Zürich zahlreiche, aufwändige Massnahmen ergriffen. So wurden in der Arud, dem Zentrum für Suchtmedizin, die Mitgaben für OAT-Medikamente verlängert, Heimlieferungen der Medikamente sowie Hausbesuche angeboten, vor Ort Corona-Tests und Impfungen durchgeführt und Konsultationen via Video abgehalten.

Corona-Immunitas-Seroprävalenz-Studie

Im Herbst 2020, nach der ersten Covid-Welle, untersuchten wir in der Arud im Rahmen der nationalen Corona-Immunitas-Studie die Prävalenz, also die Häufigkeit, von Corona-Antikörpern bei unseren OAT-Patient:innen und verglichen diese mit der Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung des Kantons Zürich.

Dreifach erhöhte Durchseuchung bei OAT-Patient:innen

Zum Studienzeitpunkt zeigte sich bei unseren OAT-Patient:innen ein dreimal so hohes Vorkommen von Antikörpern gegen das Coronavirus als in der Allgemeinbevölkerung. Menschen in einer Opioid-Agonisten-Therapie sind folglich im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung häufiger mit dem Coronavirus in Kontakt gekommen. Gleichzeitig konnten wir überrascht und erleichtert feststellen, dass bei ihnen trotzdem kaum schwere Verläufe aufgetreten sind.

Mögliche Gründe für milde Krankheitsverläufe

Falls diese Resultate in weiteren Studien bestätigt werden, muss eine Diskussion über mögliche Gründe für diese milden Krankheitsverläufe geführt werden. In Frage kommt beispielsweise die These, wonach OAT-Patient:innen aufgrund ihrer insgesamt gehäuften Kontakte mit Viren eine sogenannte Kreuzimmunität aufweisen, die sie vor dem Coronavirus schützt. In der Literatur wird ausserdem auch ein stärkender Effekt von Opioiden aufs Immunsystem kontrovers diskutiert.

Schlussfolgerung

Solange solche möglichen schützenden Wirkungen nicht bestätigt sind, müssen die umfangreichen Schutzmaßnahmen im Versorgungssetting von OAT-Patient:innen jedoch unbedingt beibehalten werden, da deren häufig bestehenden Begleiterkrankungen schwere Covid-Verläufe grundsätzlich begünstigen.

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