08. April 2014  |  Medienmitteilung

Marktregulierung in der Drogenpolitik

Die Nationale Arbeitsgemeinschaft Suchtpolitik NAS-CPA veröffentlicht ein Grundpositionspapier, das die heutige Drogenpolitik als unzulänglich outet. Die
darin präsentierte Analyse belegt, dass es für eine zukunftsfähige Schweizer Drogenpolitik neue Ansätze braucht. Die Resultate stützen die Städte, die Cannabis versuchsweise kontrolliert abgeben wollen.

Unterschiedliche Modelle der Marktregulierung

Der Kampf gegen die Drogen ist gescheitert – rund um den Globus wird nach alternativen Marktmodellen gesucht. Die NAS-CPA legt nun einen Bericht vor, der die aktuelle Marktsituation der psychoaktiven Substanzen in der Schweiz im Detail analysiert und das ganze Spektrum der möglichen Formen der Marktregulierung aufzeigt. «Die Analyse der NAS-CPA könnte den Städten und Kantonen das nötige Argumentarium liefern, um die aktuell geplanten und weiterführende Projekte im Bereich Cannabis durchführen zu können.», so die Einschätzung von Petra Baumberger, Generalsekretärin des Fachverbands Sucht und Mitautorin des Papiers.

Einst Pionierin in der Drogenpolitik

In den 1990er-Jahren hatte die Schweiz mit ihrem pragmatischen Vorgehen im Kampf gegen die offenen Drogenszenen mit der Einführung des Viersäulen-Modells eine Pionierleistung erbracht, die international noch heute als Vorzeigemodell Beachtung findet. Das ist zwanzig Jahre her und die Erkenntnis, dass Repression von illegalen Substanzen nicht funktioniert, veranlasst heute immer mehr Länder, andere Wege zu gehen. «Es braucht eine Weiterentwicklung in der Schweizer Drogenpolitik, wenn sie ein Erfolgsmodell bleiben will. Eine Entwicklung weg von der bisherigen, historisch bedingten Einteilung in legale und illegale Substanzen hin zu einem vernünftigen Umgang mit psychoaktiven Substanzen, der die tatsächliche Schädlichkeit für Individuum und Gesellschaft ins Zentrum rückt», sagt Thilo Beck, Chefarzt bei der Arud und ebenfalls Mitautor des Positionspapiers.

Es gilt Alternativen zu prüfen

Die NAS-CPA schlägt in ihrem Papier alternative Formen der Marktregulierung für die Schweiz vor, die den Staat entlasten und der Gesellschaft mehr Sicherheit bringen. So soll für jede psychoaktive Substanz ein Modell zum Einsatz kommen, das den Konsum nicht unnötig unterstützt und jene, die trotzdem konsumieren, nicht unnötig gefährdet. Ein Modell, das ausserdem Kinder und Jugendliche bestmöglich schützt und die Sicherheit im öffentlichen Raum am besten gewährleistet. Diese Kriterien wendet die NAS-CPA in ihrem Bericht am Beispiel der Marktregulierung von Cannabis an und leitet konkrete Empfehlungen davon ab.

Aufforderung an die Städte und Kantone

Mit dem Verschwinden der offenen Drogenszenen ist auch in Bundes-Bern die Drogenpolitik weitestgehend von der Agenda verschwunden. Deshalb müssen jetzt die Städte und Kantone aktiv werden, um eine Veränderung in Richtung einer wirkungsvolleren Marktregulierung von illegalen psychoaktiven Substanzen zu erreichen. Diverse Projekte stecken bereits in der Pipeline
– es gilt nun, diese durchzuziehen, auszuwerten und weiterzuentwickeln.

Wer ist die NAS-CPA?
Die Nationale Arbeitsgemeinschaft Suchtpolitik (NAS-CPA) ist ein seit 1996 bestehender Zusammenschluss
von rund 30 von Suchtfragen betroffenen Verbänden und Organisationen. Sie bündelt Erfahrungen, Erkenntnisse, Fragen und Problemstellungen und agiert als Drehscheibe zwischen Fachverbänden,
Gesellschaft und Politik. Sie veröffentlicht regelmässig Erkenntnisse und Handlungsvorschläge resultierend aus ihrer kollektiven Erfahrung zu aktuellen suchtpolitischen Themen.
www.nas-cpa.ch

Für Auskünfte:

Dr. med. Thilo Beck
Co-Chefarzt Psychiatrie 058 360 50 00 mail arud@arud.ch
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