Versorgungslücke bei Abhängigkeitserkrankungen: Ursachen und Lösungsansätze
Zürich, 15. Juli 2024. Obwohl ein Grossteil der Bevölkerung in irgendeiner Form von Abhängigkeit betroffen ist, erhalten in der Schweiz besorgniserregende 9 von 10 Menschen mit problematischem Konsum keine adäquate Behandlung oder haben keinen Zugang dazu. Mit schwerwiegenden Folgen: für die Betroffenen selbst, für ihre Angehörigen und für die Gesellschaft.
Was sind die Ursachen für diese Behandlungslücke und was muss sich ändern, damit mehr Betroffene die Unterstützung erhalten? Das ist Thema im diesjährigen Arud Jahresrückblick.
Hauptgrund: Stigma
Oft dauert es Jahre, bis Betroffene – wenn überhaupt –, Hilfe in Anspruch nehmen. Eine fast unüberwindbare Hürde, sich jemandem anzuvertrauen, ist die Stigmatisierung: Die ständige negative Behandlung, Ausgrenzung und Diskriminierung, die von den Betroffenen auch in Arztpraxen und Krankenhäusern erlebt wird, kann tiefe Scham- und Schuldgefühle auslösen, den Gesundheitszustand und das Konsumverhalten verschlechtern sowie die beruflichen und sozialen Beziehungen beeinträchtigen. Dabei hat Abhängigkeit nichts mit mangelnder Willenskraft zu tun, häufig liegen zusätzliche Leiden und Erkrankungen dem problematischen Konsum zugrunde.
Es braucht uns alle: fünf Lösungsansätze
Vorurteile abbauen, Genesung unterstützen
Angststörung, depressive Verstimmung, posttraumatische Belastungsstörung und ADHS treten besonders häufig in Kombination mit einer Abhängigkeitserkrankung auf. Positive Veränderungen des Konsumverhaltens sind oft nur möglich, wenn Begleiterkrankungen erkannt und behandelt werden.
Befähigung statt Stigmatisierung
Eine einfühlsame und unterstützende Haltung ist entscheidend, damit sich Menschen gesehen, respektiert und ermutigt fühlen, die Unterstützung zu suchen, die sie brauchen.
Umdenken in der Politik: veraltete und fehlende Gesetze
In der Schweiz sind nicht alle Behandlungen für alle Menschen zugänglich. Dies muss sich ändern. Es müssen nichtstigmatisierende Gesetze und Richtlinien entwickelt und umgesetzt werden, welche die Gleichbehandlung und den Zugang zu Hilfe für alle sicherstellen.
Fachkräfte adäquat ausbilden
Der Ausbildungsteil über Suchterkrankung bei medizinischen und psychiatrischen Fachpersonen beträgt nur wenige Stunden! Es braucht landesweit ein einheitliches Konzept, um Fachpersonal im Umgang mit suchtbetroffenen Menschen zu sensibilisieren und zu schulen.
Rolle und Chance der Medien
Die Darstellung von Betroffenen durch stereotype Charaktere oder Situationen verstärkt bestehende Vorurteile und Klischees. Hilfreich ist es, unterschiedliche Lebensrealitäten von Betroffenen zu zeigen und auf stigmatisierende Sprache zu verzichten.
Hier gilt es umzudenken – gesellschaftlich und politisch.
Das Poster «Vorurteile abbauen, Genesung fördern» zeigt Lösungsansätze auf, wie die Versorgungslücke geschlossen werden kann.
Helfen Sie mit, etwas zu verändern: Bestellen Sie jetzt das Poster unter arud.ch/webshop und setzen
Sie ein Zeichen gegen Stigmatisierung und für bessere Behandlungsmöglichkeiten.