09. Juli 2021  |  Medienmitteilung

Lieber ein Cookie statt einen Joint – es gibt verschiedene Formen der Schadensminderung

Seit 30 Jahren setzt sich die Arud, das Zentrum für Suchtmedizin, für Schadensminderung ein. Die positiven Erfahrungen und Resultate der Schadensminderung aus dem Opioid-Bereich lassen sich auch auf andere Bereiche ausweiten, um den Konsum von psychoaktiven Substanzen sicherer zu gestalten.

Zu Zeiten der offenen Drogenszenen wurden mit der Spritzenabgabe, hygienischen Konsumräumen und der Opioid-Agonisten-Therapie im Bereich der Heroinabhängigkeit neue Wege beschritten. Doch seither wurde das Konzept der Schadensminderung kaum weiterentwickelt. Dabei wäre es wichtig, schadensmindernde Massnahmen auch auf andere Bereiche auszuweiten, um den Konsum von psychoaktiven Substanzen sicherer zu gestalten. Wo schadensmindernde Angebote ausgebaut werden sollten, zeigt die Arud anlässlich ihres 30-jährigen Jubiläums, das im Zeichen der Schadensminderung steht: arud.ch/schadensminderung

Das Ziel der Schadensminderung: Die Risiken des Konsums so gering wie möglich zu halten

Dass eine Suchttherapie nicht ausschliesslich auf Abstinenz ausgelegt sein muss, war in der Arud von jeher eine Selbstverständlichkeit und ist inzwischen unter den Begriffen «Kontrollierter Konsum» und «Konsumreduktion» in der Fachwelt verankert. «Dies ist als Ansatz jedoch noch zu wenig bekannt. Das müsste sich ändern, um Betroffene, für die eine Abstinenz keine Option oder zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich ist, trotzdem unterstützen zu können und mit einer Suchttherapie zu erreichen», erklärt Thilo Beck, Chefarzt Psychiatrie der Arud.

Eine weitere wirksame Massnahme zur Schadensminderung ist die Wahl der Einnahmeform und adäquate Information zu weiteren konsumbezogenen Risiken: Nikotin zu dampfen, schädigt die Lunge weniger als Tabak zu rauchen. Heroin in Form einer Tablette zu schlucken oder nasal zu konsumieren, bietet weniger Risiko bezüglich Überdosierungen und Infektionskrankheiten als Heroin zu injizieren. Konsumierende sollten daher über die verschiedenen Einnahmeformen aufgeklärt werden und Zugang dazu erhalten, so dass sie die risikoärmste Form des Konsums wählen können, fordert Beck und ergänzt: «Das Ziel der Schadensminderung ist, die negativen Auswirkungen des Konsums so gering wie möglich zu halten. Mit dem Konsum von psychoaktiven Substanzen bleibt jedoch immer ein Risiko verbunden.»

Mit Drug-Checking-Angeboten die Risiken des Schwarzmarkts erkennen und vermindern

Dieses Risiko ist indes umso grösser, wenn die Substanzen illegal erworben werden müssen: Die auf dem Schwarzmarkt gekauften Substanzen entziehen sich jeglicher Kontrolle bezüglich ihrer inhaltlichen Zusammensetzung und der Stärke ihres Wirkstoffes. Deshalb fordert die Arud die staatliche Regulierung von psychoaktiven Substanzen. Solange dies nicht der Fall ist, sind Drug-Checking-Angebote umso wichtiger und sollten unbedingt ausgebaut werden!

Nicht zuletzt braucht es auch griffige Präventionsmassnahmen für Jugendliche. Statt einzig Abstinenz zu propagieren, sollten Safer-Use-Regeln vermittelt und die Jugendlichen umfassend aufgeklärt werden. «Jugendliche möchten experimentieren und Grenzen testen. Dazu gehört oftmals auch der Konsum von psychoaktiven Substanzen. Je besser sie über die Substanzen und deren Wirkungen Bescheid wissen, desto geringer sind die Risiken, die sie mit dem Konsum eingehen», ist Thilo Beck überzeugt.



30-jähriges Jubiläum der Arud
Die Arud wurde 1991, während der Zeit der offenen Drogenszenen, von engagierten Ärzten auf private Initiative in Zürich gegründet. Seither wurden das Angebot und die Tätigkeitsfelder kontinuierlich weiterentwickelt – 30 Jahre später ist die Arud eine der führenden Institutionen in der Suchtmedizin und im Bereich der ambulanten medizinischen Versorgung. In ihrem integrierten, umfassenden Versorgungsansatz mit den Bereichen Psychiatrie, Psychotherapie, Allgemeine Innere Medizin, Infektiologie und Sozialarbeit lässt sich die Arud von den Prinzipien der Schadensminderung leiten. Stets stehen dabei die Patient*innen im Mittelpunkt, um Angebote zu schaffen, die ihren Bedürfnissen entsprechen und leicht zugänglich sind. Dass dazu auch politisches Engagement notwendig ist, zeigt die 30-jährige Geschichte der Arud.

Für Auskünfte:

Dr. med. Thilo Beck
Co-Chefarzt Psychiatrie 058 360 50 00 mail arud@arud.ch
Prof. Dr. med. Philip Bruggmann
Co-Chefarzt Innere Medizin 058 360 50 00 mail arud@arud.ch
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