Es braucht mehr Schadensminderung!

Angebote zur Schadensminderung wurden seit dem Verschwinden der offenen Drogenszenen kaum mehr weiterentwickelt. Dabei liesse sich das Prinzip der Schadensminderung auch auf andere Bereiche ausweiten, um den Konsum von psychoaktiven Substanzen sicherer zu gestalten.

Drug-Checking-Angebote ausweiten

Das Testen von auf dem Schwarzmarkt gekauften Substanzen ist eine wichtige Massnahme, um Konsumierende vor gefährlichen Pillen zu warnen. So erfährt die/der Konsumierende, welche Stoffe beigemischt worden sind und wie potent die Substanz ist. Damit können gestreckte Substanzen gemieden und Überdosierungen verhindert werden. Neben Partypillen wie Ecstasy ist das Drug-Checking aktuell vor allem auch für synthetische Cannabinoide von grosser Bedeutung. Leider existieren bislang nur wenige solcher Drug-Checking-Angebote – es bräuchte noch viel mehr!

Weniger schädliche Einnahmeformen anbieten

Oftmals stehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung, um eine Substanz zu konsumieren. Je nach Einnahmeform kann so das gesundheitliche Risiko reduziert werden. Beispiele hierfür: Nikotin zu dampfen, schädigt die Lunge weniger als Tabak zu rauchen. Heroin in Form einer Tablette zu schlucken oder nasal zu konsumieren, bietet weniger Risiko bezüglich Überdosierungen und Infektionskrankheiten als Heroin zu injizieren. Cannabis als Cookie zu konsumieren ist weniger schädlich als Cannabis als Joint zu rauchen. Konsumierende sollten über die verschiedenen Einnahmeformen aufgeklärt werden und Zugang dazu erhalten, so dass sie die risikoärmste Form des Konsums wählen können.

Psychoaktive Substanzen staatlich regulieren

Substanzen vom Schwarzmarkt – sowohl auf der Gasse als online im Darknet – bringen viele Gesundheitsrisiken mit sich: Da die genauen Inhaltsstoffe, die beigemischten Streckmittel und die Reinheit der Substanz nicht bekannt und reguliert sind, geht die/der Konsumierende mit dem Konsum ein hohes Risiko ein. Statt psychoaktive Substanzen wie Cannabis, Kokain oder MDMA einfach zu verbieten, sollten sie staatlich reguliert werden. Das böte zwei grosse Vorteile: Die Risiken könnten zum Schutz und Wohl der Konsumierenden enorm minimiert und der Schwarzmarkt könnte massiv eingedämmt werden – das Nachsehen hätte das organisierte Verbrechen.

Den Konsum reduzieren
– zur Verbesserung der Lebensqualität

Es muss nicht immer der totale Verzicht sein! Statt einzig Abstinenz zu propagieren, werden von Therapeut*innen auch die Konsumkontrolle oder -reduktion als mögliche Ziele aufgezeigt und vermittelt: So können Personen erreicht und unterstützt werden, für die eine Abstinenz keine Option oder zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich ist. Denn häufig hat eine Konsumreduktion bereits positive Effekte für die Gesundheit zur Folge. Alkohol ist dafür das beste Beispiel: Jedes Glas weniger wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Als Hilfsmittel bei der Konsumkontrolle oder -reduktion bietet sich das Führen eines sogenannten Konsumtagebuchs an.

Griffige Präventionsmassnahmen entwickeln
– für einen effektiven Jugendschutz

Die Safer-Use-Regeln zu kennen, ist eine wichtige Voraussetzung für einen möglichst risikoarmen Konsum. So sollten insbesondere auch Jugendliche besser darüber aufgeklärt werden, auf welche Art und unter welchen Umständen sie möglichst sicher konsumieren können. Dies ermöglicht das «Empowerment» der Konsumierenden, was vor Überdosierungen und «schlechten Trips» schützt.

Illustrationen: Benjamin Hermann

Das Poster zum Jahresbericht 2020


Der diesjährige Jahresbericht zeigt auf, wo das Angebot der Schadensminderung noch ausgebaut werden könnte – und sollte!

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